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Nach 35 Jahren kehren Putten auf die Creuzburg zurück

Nach 35 Jahren kehren Putten auf die Creuzburg zurück (Bild vergrößern)
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Die Kraft mehrerer Männer war für die letzten Handgriffe nötig. Die Steinfiguren sind mindestens 150 Jahre alt

 

Von Norman Meißner

 

Creuzburg. Ein halbes Dutzend gestandener Männer musste am Montagvormittag wirklich alle Kräfte aufbieten, damit vier kindliche Figuren nach gut 35 Jahren wieder den Burghof der Creuzburg schmücken können. Immerhin bringt jede dieser barocken Kinderfiguren aus Sandstein das Gewicht eines ausgewachsenen Mannes auf die Waage. Bei der Neuaufstellung dieser Putten erfuhr Diplom-Restaurator Dirk Brockmeyer tatkräftige Unterstützung vom örtlichen Bauhof als auch von Vertretern des Burg- und Heimatvereins Creuzburg.

 Damit haben wir eine kleine Galerie an der Wehrmauer geschaffen , freut sich der Vorsitzende Klaus Martin über den neu entstandenen Anblick. Die Figurenreihe erstreckt sich nun vom Wappenstein in der Nähe des Rondells mit den vier alten Putten und zieht sich an der Burgmauer bis zu den Friedhofselementen unweit der Bühne.

 Viele Jahre habe ich das Projekt mit Herzblut vorangetrieben , sagte der Vereinschef. Der ursprüngliche Standort der vier Putten im Burghof ist nicht überliefert. Es existiert leider kein Lageplan , klagt Klaus Martin. Fotografien des Barockgartens aus der Zeit Kossenhaschens zeigen nur Ausschnitte, die sich keinem markanten Punkt zuordnen lassen. Übereingekommen ist man, die etwa 150 bis 200 Jahre alten Figuren nicht mittig auf der Burg-Wiese zu platzieren, um Veranstaltungen wie das Mittelalterfest oder die Aufstellung von Bühnen und Festzelten zu behindern.

 

Ein Flötenspieler, ein Jäger ohne Dolch

 Wir haben noch eine Steinbank, die wollen wir in dieser Reihe auch aufstellen , beschreibt Klaus Martin das nächste Projekt. Der Restaurator will für die Sanierung dieser Bank dem Verein ein Angebot unterbreiten und der Vereinsvorsitzende Fördermittel beantragen.

Die beiden Menuett-Tänzer, der Flötenspieler und der kleine Jäger ruhen wieder auf Sandstein-Postamenten. Zwei dieser Sockel waren vorhanden, zwei restaurierte Dirk Brockmeyer selbst für den Burg- und Heimatverein, der dies über Fördermittel und einen beträchtlichen Eigenanteil finanzierte. Der Jäger muss zunächst ohne seinen Dolch auskommen. Diese Ergänzung kann ich vor Ort erledigen , sagt der Restaurator.

Die Interessengemeinschaft Burg Creuzburg sicherte die Figuren zu DDR-Zeiten. Ab 1981 brachten die Mitstreiter sieben Sandsteinfiguren zum Steinrestaurator Stephan Scheidemann nach Friedrichroda. Nun kehren sie peu á peu zurück. Das Putten-Paar haben wir im Frühjahr geholt es wird wie der Löwe witterungssicher im Museum gezeigt , erzählt Klaus Martin. Für die nass-kalten Monate erhalten die neu aufgestellten Figuren eine Einhausung, damit gefrierende Feuchtigkeit nicht dem Sandstein zusetzen kann.

 Der Barockgarten wurde vermutlich ab 1921 von den Eigentümern, der Familie Kossenhaschen, aufgebaut , erzählt der Vereinsvorsitzende. Wahrscheinlich organisierte die Familie die Putten. Nach Aussage des Restaurators Stephan Scheidemann seien die Figuren vor mehr als 150 Jahren als Repliken von Vorbildern aus dem Heckenkabinett des Rokokogartens von Schloss Veitshöchheim bei Würzburg angefertigt worden. Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim (1708-1779) habe die originalen Figurenzyklus von dem damals bedeutendsten deutschen Gartenplastiker Ferdinand Tietz (1708-1777) anfertigen lassen. Der Schöpfer der Creuzburger Figuren ist unbekannt. Es gibt leider keine gesicherten Erkenntnisse zu unseren Repliken keine Überlieferungen, auch keine Dokumente in Archiven , sagt der Vereinschef. Möglich sei, dass der Erfurter Hotelbesitzer Kossenhaschen die Figuren aus dem 1826 aufgelösten Figurenbestand des Schlossparks Molsdorf erwarb.

Der elegante Kavalier mit Flöte , dessen Replik gestern aufgestellt wurde, steht im Original im Museum in Würzburg. Die Figurengruppe des Jahreszeitenzyklus am Rondell im Burghof seien höchstwahrscheinlich auch Kopien aus Veitschöchheim. Als Nächstes soll ein Original-Kachelofen der Burg wieder aufgestellt werden.

 

Quelle:

THÜRINGISCHE LANDESZEITUNG - Ausgabe Eisenach, 05.07.2016, S. 14