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„Ein wahrer Schatz, der wieder nach Hause gefunden hat“

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Historisches Klavier von Wilhelm Knabe ist zurück in Creuzburg / Kleines Konzert präsentiert unnachahmlichen Klang

 

Klein, aber fein war die Veranstaltung, zu der am vergangenen Samstag die Pianistin Yuliya Peters, die Sopranistin Maria Kaffee und Susanne Werkmeister von der Tourist-Info auf die Creuzburg eingeladen hatten. Die beiden Konzertkünstlerinnen Kaffee und Peters lehren an der Eisenacher Musikschule Johann Sebastian Bach und stellten an diesem Nachmittag mit Nora Martin, Sophia Kurz, Luise Thiel und Florian Först einige ihrer hoffnungsvollen Eleven vor. Von der kurzen Etüde bis zum ausgewachsenen Musikstück brachten die vier den circa 50 Gästen ihr Können zu Gehör – ein bisschen schüchtern, aber auch ein bisschen stolz. Denn mit dem Klavier, auf dem sie da spielten, hatte es nochmal eine ganz besondere Bewandtnis, wie Frau Peters einführend erzählte.

Dem schlichten Instrument sieht wohl niemand an, wer es einst fertigte, und selbst wenn man‘s wüsste, würde damit wahrscheinlich nichts anzufangen sein – oder wem sagt der Name Wilhelm Knabe etwas? Geboren 1803 in Creuzburg, wollte er eigentlich wie der Vater Apotheker werden. Nachdem dieser Vorsatz am Befreiungskrieg 1813 scheiterte, absolvierte der junge Mann eine Tischlerlehre, ließ sich dann in Gotha zum Klavierbauer ausbilden und sammelte weitere Erfahrungen als Wandergeselle. 1831 entschloss er sich schließlich zu emigrieren, hoffte in den Vereinigten Staaten auf eine bessere Zukunft und reihte sich damit in die damalige Auswanderungswelle von sechs Millionen Deutschen ein. Sein Plan sollte aufgehen. Zunächst der Reparatur und dem Verkauf gebrauchter Klaviere gewidmet begann er mit seiner Firma unter dem Namen Wm. Knabe & Co. bald eigene Pianos herzustellen und beschäftigte um 1850 bereits hunderte Mitarbeiter. Nach Wilhelm Knabes Tod 1864 führten die Söhne das väterliche Erbe fort, noch vor der Jahrhundertwende übernahmen es Knabes Enkel. Im Ranking rangierten nach Steinway und Chickrering die Knabe-Klaviere auf Platz drei der US-amerikanischen Klavierhersteller, und die Marke lebt noch immer, seit 2001 unter Samick Musical Instruments, die 2001 die Produkt- und Namensrechte erwarben.

 Im Grunde wurde das am Samstag versammelte Publikum mit einer weit über anderthalb Jahrhunderte andauernden Erfolgsgeschichte bekanntgemacht, die mit dem Knaben Knabe in Creuzburg anfing. Dieser Gedankengang muss wohl auch den Vorbesitzer des Klaviers zur Schenkung an die Stadt bewogen haben. Fachmännisch restauriert begeistert das um 1850 entstandene Instrument nun wieder mit seinem außergewöhnlich feinen Klang, den es dem Material und patentierter Handwerkskunst verdankt. Fast sei es, als erzähle die schlichte Kostbarkeit in seinem unverwechselbaren Klang seine Geschichte, sagte Frau Peters und freute sich über den „wahren Schatz, der nun wieder zu Hause ist“. Um nichts kaputt zu machen, spiele sie darauf ganz sacht, und habe die Idee höchst reizvoll gefunden, es einmal den zarten Kinderhänden ihrer Schüler anzuvertrauen. Diese beeindruckten mit eher moderneren Stücken, Sophia Kurz begleitete ihr Spiel mit berührendem Gesang, und als i-Tüpfelchen gab es auch noch eine kleine Kostprobe aus dem Repertoire des Musikschulchors – alle jungen Künstler ernteten viel verdienten Applaus. Danach wurde die Zeit zurückgedreht. „Back to the roots“, mit Blick auf das Instrument hieß das: zurück zu den Ursprüngen. Maria Kaffee, die auch Chorleiterin ist, sang Lieder von Schumann und Schubert, begleitet wurde sie von Yuliya Peters am Klavier. Auch die Sängerin, deren frische Interpretation des "Liebhabers in allen Gestalten" soeben verklungen war, bekannte, dass es dabei eine ganz besondere Art des Singens verlange. Der vielgestaltig musikalische Genuss mündete in einen leiblichen, was die Gäste dankbar annahmen. Dabei wussten gewiss auch das Engagement der Eisenacher Musikschule, deren Lehrerinnen Peters und Kaffee, der Tourist-Info und der Stadtverwaltung Creuzburg sowie des Orsteilbürgermeisters Ronny Schwanz zu schätzen. 

Auch künftig sollen kleine Konzerte, Workshops und ähnliches dem klangvollen Knabe-Klavier zu einem würdigen Platz verhelfen, sagte Susanne Werkmeister von der Tourist-Info. Auch wenn Yuliya Peters, deren Auftritte auf der Creuzburg längst zur schönen Tradition geworden sind, an die Berliner  Fanny Hösel Musikschule wechselt, wünscht man sich auf beiden Seiten eine Fortsetzung dieser Veranstaltungen, wobei das nächste Datum bereits feststeht: zum Muttertag am 11. Mai, 15 Uhr im Festsaal der Creuzburg.